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Stress im Antelope Canyon

«Slow down» − Am nächsten Tag warten wir den späten Vormittag ab, ehe wir uns zum Antelope Canyon begeben. Da der Canyon hoch und schmal ist, erreicht die Sonne das Innere des Canyons nur,wenn sie möglichst hoch am Himmel steht. Jetzt im Winter vermag die Sonne selbst am Mittag nicht den ganzen Canyon bis zum Grund auszuleuchten. Nichtsdestotrotz bezahlen wir die $ 20 pro Person und lassen uns von einer Navajo Angehörigen bis zum Eingang des Upper Antelope Canyons chauffieren. Der alte Van wird bis auf den letzten Platz gefüllt. Zwei Leute werden zusätzlich in den Kofferraum gequetscht. Rasant federn wir über die holprige Strasse. Da bleibt leider keine Zeit den Coyoten, der in der Nähe auftaucht, näher zu beobachten. Die Führerin fährt in konstantem Tempo weiter. Am Ziel angelangt gibt sie eine viertelstündige Führung durch den Canyon. Danach hat man noch ungefähr 45 Minuten zur eigenen Verfügung bevor man wieder abgeholt wird. Da die Zeit zum Fotografieren knapp ist, lässt Lulu die Führung sausen und richtet stattdessen Stativ und Kamera ein. Das hat den Vorteil entgegengesetzt zur Gruppe unterwegs zu sein. Diese verschwindet nämlich schon bald im hinteren Teil des Canyons und Lulu kann im Eingangsbereich mehr oder weniger ungestört arbeiten. Bis sie sich bis zum Ende, des relativ kurzen Canyons vorgearbeitet hat, sind die meisten der Gruppe bereits wieder auf dem Rückweg. Dumm ist nur, dass mittlerweile bereits die nächste Touristengruppe den Canyon stürmt. Das macht das Fotografieren mit Langzeitbelichtung zu einer heiklen Angelegenheit. Mehrmals latschen rücksichtslose Besucher während des Belichtungsvorgang ins Bild und hinterlassen gespenstische Schattierungen. Das und der Zeitdruck nerven und stressen Lulu derart, dass sie Mühe hat, die wunderschönen Formen und Farben des Sandsteins zu geniessen und schätzen. Markus versucht sie zu beruhigen und übernimmt zeitweise die Kamera. Während die meisten aus unserer Gruppe bereits wieder draussen an der Sonne stehen, nutzen wir die zur Verfügung stehende Zeit bis zur letzten Sekunde. Schliesslich müssen aber auch wir wieder durch die Ritze im Fels ins Freie treten.

  

Traurige Berühmtheit − Der Antelope Canyon ist wahrlich ein Wunder der Natur. Schade nur, dass er so kommerzialisiert und touristisch ist. Der Lower Antelope Canyon ist bis jetzt touristisch noch etwas weniger weit entwickelt. Aber auch er boomt und dürfte wohl bald mit dem bekannteren Bruder gleichziehen. Im Gegensatz zum ebenen Upper Canyon ist der Lower Canyon länger und etwas anspruchsvoller zum Durchwandern. Wobei anzumerken ist, dass die schwierigsten Passagen durch die Installation von Leitern entschärft wurden. «Berühmt» wurde der Lower Antelope Canyon 1997, als 11 Touristen von einer Flash Flood erfasst und mitgerissen wurden.

Wir hätten gerne auch den Lower Antelope Canyon besucht. Doch ein zweites Mal $ 20 pro Person hinzulegen, ist uns zuviel.